2021 gab es über 210.000 Unterbringungen von Kindern und Jugendlichen in Pflegefamilien und betreuten Wohnformen. Die Mehrheit dieser jungen Menschen muss mit 18 Jahren ausziehen und ist ohne familiäre Unterstützung komplett auf sich allein gestellt.
Im Gegensatz dazu verlassen junge Menschen in Deutschland durchschnittlich erst mit 23,7 Jahren ihr Elternhaus.
Bedenkt man, dass gerade junge Menschen in Heimen, Wohngruppen oder Pflegefamilien durch ihre besonderen Lebenswege meist schwierigere Startbedingungen haben, teilweise traumatisiert sind, erschließt sich dieser frühe Übergang ins komplett unbetreute Erwachsenendasein nicht.
Gerade sie bräuchten oft mehr Zeit für ihre Entwicklung, einen begleiteten Übergang sowie ein dicht gewobenes, flächendeckendes Netz an Hilfen, das sie bei Bedarf in Anspruch nehmen können.
Ob Beratung, Workshops, Patensysteme, Teilhabe- oder Notfallfonds, Regionalgruppen, digitale Angebote des Austauschs oder reale Treffpunkte, all diese Hilfen sollten für die sogenannten Careleaver gut erkennbar und flächendeckend zur Verfügung stehen.
Die Perspektive der jungen Menschen muss dabei der Ausgangspunkt sein.
In Teilen gibt es bereits Angebote bestimmter Träger von sozialen Einrichtungen oder Organisationen, aber nicht flächendeckend. Es bedarf also einer gemeinsamen Anstrengung der Akteure (Careleaver, Jugendämter, Einrichtungen, Arbeitsämter, Firmennetzwerke, gemeinnützige Organisationen) diese Bedingungen im Sinn der Betroffenen durch eine vernetzte und leistungsfähige Infrastruktur zu verbessern.
Dabei sind neben der Ausbildungs-, Studienplatz- oder Wohnungssuche, auch sozial-emotionale und finanzielle Abfangmechanismen wichtig, die greifen, wenn nicht alles nach Plan läuft.
Dann müssen junge Menschen spüren, dass sie nicht allein sind, dass es vielmehr ein stützendes Netz gibt, auf das sie vertrauen können.
Selbstwirksamkeit, Zugehörigkeit und verlässlicher Rückhalt sind hier wichtige Bausteine!
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